Die nächtelangen Spätfröste im März 2021 ließen – genau wie 2015, 2016 und 2017 – viele Marillen-Liebhaber verzweifeln: Die Blütenpracht war fast vollständig erfroren, jede Hoffnung auf Ernte zunichte gemacht. Unsere langjährige Erfahrung zeigt aber, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, einen Großteil der empfindlichen Blüten vor dem Tod durch Erfrieren zu schützen.
An die (Nord-)Wand
Seit Jahrhunderten weiß man, dass Marillenbäume in Privatgärten am besten an eine Hauswand gepflanzt werden; im Idealfall ist diese auch noch überdacht. Aber Vorsicht: Die Südseite sollte man vermeiden, weil die Sonne ein frühes Aufblühen zusätzlich fördern würde – und offene Blüten sind bekanntlich empfindlicher als geschlossene Blütenknospen.
Besonders aromatische Sorten wie etwa ‘Tsunami’, ‘Leskora’, ‘Bergeval’ und ‘Kuresia’ schmecken von Nordwänden genauso köstlich! Erfahrungsgemäß öffnen sich die Marillenblüten nordseitig um mindestens zwei Wochen später; in Jahren mit Spätfrost kann genau das entscheidend für das Überleben der Blüten sein.
Obwohl die sehr frostfeste Sorte ‘Bergeval’ als eine der letzten zu blühen beginnt, reift die äußerst aromatische Frucht bereits Anfang Juli. Wenn dann Mitte Juli Insektenfraß und Hagelschauer drohen, sind diese köstlichen Marillen bereits vernascht oder verarbeitet und konserviert.
Grabkerzen fürs Überleben
Sind nun Frostnächte vorhergesagt, lassen sich an Hauswänden rasch Frostschutz-Vorhänge anbringen. Viele Baufirmen bieten dickes, reißfestes Bau-Vlies kostengünstig in 4 Meter Breite und beliebiger Länge an. Ausreichender Schutz durch das wärmende Vlies ist gesichert, wenn man den „Vorhang“ unten nicht zubindet, sondern am Boden aufstehen lässt. So kann im Boden gespeicherte Erdwärme hinter dem Frostschutz-Mantel aufsteigen.
Rettende Wärme kann zusätzlich entstehen, wenn man hinter dem Vorhang einige Grabkerzen (im Behälter, mit Blechdeckel) sicher auf dem Boden aufstellt. Das Vlies muss unbedingt auf dem Boden mit Ziegeln, Wassereimern oder ähnlichem beschwert werden, denn die heftigen Windböen im Vorfrühling sollten nicht unterschätzt werden.
Josef Mayr, Obst- und Gartenbau-Referent (Foto: Josef Mayr)